Fast zwei Jahre sind seit den Bombenattentaten auf mehrere Kirchen und Hotels in Sri Lanka am Ostersonntag 2019 vergangen. Die Schicksale bewegen:
Verlini sprach an diesem Morgen in der Sonntagsschule über die Kreuzigung Jesu. Unter den aufmerksam zuhörenden Kindern waren auch ihre eigenen, Debbi und Rufus. Kurz vor Unterrichtsende erzählte sie ihnen vom Himmel und stellte die Frage: „Was denkst du, passiert, wenn du heute stirbst?“ Anschließend betete Verlini mit den Kindern. Zum Schluss fragte sie, wer bereit wäre, für Jesus zu sterben – die meisten der Kinder hoben die Hand. Um halb neun war die Sonntagsschule vorbei, die Kinder spielten im Kirchhof, die Erwachsenen bereiteten sich für den Ostergottesdienst in der Zionskirche in Batticaloa vor.
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„Etwas war nicht in Ordnung“
Der Gottesdienst begann. Der Chor fing an zu singen. Der Gottesdienst nahm seinen Lauf, aber etwas beunruhigte den Pastor. „Ich spürte, dass etwas nicht in Ordnung war.“ Er drehte sich zur offenen Tür um. Da sah Pastor Stanley, wie ein Mann plötzlich vornüber auf die Knie fiel. Eine große Explosion dröhnte über den Hof. Pastor Stanley versuchte den Schock der Bombenexplosion, den Schmerz und das laute Pfeifen in seinen Ohren zu ignorieren. Er rannte durch die Kirche und versuchte, Verletzten zu helfen. Er sah ein Kleinkind und zog es aus dem brennendem Schutt heraus. Dann lief er weiter zu einem dunklen Loch mitten im Zementboden, dorthin, wo der Mann auf die Knie gefallen war. „Mein Kollege lag auf dem Boden“, sagte Stanley. „Ich sah so viele Kinder. Aber meinen Sohn konnte ich nicht finden.“
Spuren der Erinnerung an den Anschlag
Heute erinnert ein großes Plakat an die Opfer des Terroranschlags. An der immer weiter zerfallenden Kirche wird so der Namen der Opfer gedacht. Auch Bilder der Gottesdienstbesucher, die durch den Selbstmordanschlag ums Leben gekommen sind, erinnern an das Attentat. Noch immer sind Spuren der Bombensplitter an der Hofmauer zu sehen, wo die Kinder gespielt hatten. Und ein großes Loch im Boden, der Bombenkrater, erinnert an den schrecklichen Anschlag am Ostermorgen 2019.
Dennoch wissen die Pastoren von keinem Christen, der seinen Glauben aufgrund des Bombenanschlags verloren hätte. Einige Gemeindeglieder können noch nicht in die Gottesdienste kommen, weil sie noch mit den Verletzungen und Folgen des Anschlags zu tun haben, andere haben Angst. Aber alle halten an ihrem Glauben fest.
Die Zionsgemeinde hat inzwischen ein anderes Gebäude angemietet. Dort werden jetzt die Gottesdienste gefeiert. Perspektivisch möchte die Gemeinde am Stadtrand ein neues und größeres Gemeindezentrum errichten.
Eine Bibel für Debbi
Die kleine Debbi, ebenfalls Gemeindeglied der Zionskirche, hat an dem Ostersonntag 2019 ihre Eltern verloren. Verlini, die Sonntagsschullehrerin, war ihre Mutter. Debbi hat außerdem durch die Explosion ihr Augenlicht verloren. Aber nicht ihren Glauben.
„Warum weinen?“, sagte sie einmal zu einer Verwandten. „Meine Eltern sind bei Jesus. Einmal werden wir auch bei Jesus sein.“ Statt zu verzweifeln, klammert sie sich in kindlichem Vertrauen an Gottes Zusagen. Der Lieblingsvers ihrer Mutter – „Befiehl dem Herrn deine Wege, und er wird es wohl machen“ – ist auch ihrer.
Debbis Mutter war jeden Morgen um halb vier aufgestanden, um in der Bibel zu lesen und zu beten. Sie und ihr Mann hatten die Familie immer wieder dazu angehalten, nahe bei Gott zu bleiben.
Debbis Tante hofft, dass Debbis mit einer Augenoperation geholfen werden kann, damit ihre Nichte eines Tages die Bibel lesen kann, die ihre Mutter Verlini ihr geschenkt hat. Sie wünscht sich, dass Debbi einmal die Widmung lesen kann, die ihre Mutter für ‚Debbi Liebling‘ in diese Bibel geschrieben hat. Auch ihrem Sohn hat Verlini solch eine Widmung hinterlassen: „Rufus, Baby, ich hab Dich lieb, Du Schatz. Aber Jesus liebt dich viel mehr als ich Dich liebe! Das Wertvollste, das ich Dir hinterlasse, ist Jesus. Psalm 37, 5 – Mami“
Unter www.hmk.org finden Sie aktuelle Informationen und Zeugnisse verfolgter Christen. Die HMK ist dem Erbe verpflichtet von Richard und Sabina Wurmbrand und ihrem Sohn Michael Wurmbrand German Mission – in einer weltweiten Missionsfamilie zu sein. Dafür wird die HMK in diesen Tagen mit dem Stephanuspreis ausgezeichnet: Hilfsaktion Märtyrerkirche erhält Stephanus-Sonderpreis (www.idea.de/spektrum/hilfsaktion-maertyrerkirche-erhaelt-stephanus-sonderpreis).